Dienstag, 4. März 2014

Burg Rusteberg im Eichsfeld

Spuren der Geschichte

Blick aus dem Turm der Burgkapelle
Fährt der Besucher des Eichsfeldes die B80 zwischen Arenshausen und Heiligenstadt entlang, so ist die knapp 400 Meter hohe bewaldete Muschelkalkkuppe nicht zu übersehen. Ein strategisch günstiger Ort, der die Kontrolle über die im Leinetal hindurchführende bedeutende Handels- und Heerstraße gewährleisten konnte. Und tatsächlich befand sich auf dem Rusteberg einst eine mächtige Burg, deren spärliche Überreste noch heute einen Eindruck von der einstigen Anlage vermitteln.


mutmaßlicher Kellereingang
Für einen Ortsunkundigen ist die Anlage nicht einfach zu finden. Klar, der Touristenprospekt führt den Besucher nach Marth, am Fuße der Muschelkalkkuppe, die aus dem hier üblichen Buntsandstein herausragt. Ohne die Vorabinformation, dass die Burg von der Fachklinik aus erreichbar ist, muss sich der geneigte Tourist in Ermangelung von entsprechenden Wegweisern allerdings erst einmal durchfragen. Die Fachklinik ist übrigens im ehemaligen Mainzer Amtshaus angesiedelt, ein 1749/50 aus den Steinen der Burgruine errichteter Bau am Ost-Fuß des Berges. Auch die Burg gehörte den Mainzer Erzbischöfen. Etwa im 9. Jahrhundert soll die bereits seit der Latènezeit (5.-1. Jahrhundert v.u.Z.) existierende befestigte Anlage in den Besitz der Mainzer Kirchenfürsten gelangt sein. Die Befestigung entwickelte sich zu einer wichtigen hochmittelalterlichen Vasallenburg, deren Bedeutung allerdings bereits Mitte des 16. Jahrhunderts zurückging.

Wer den relativ steilen aber breiten Weg hinaufgeht, und aufmerksam die aus der dünnen Humusschicht hervor scheinenden Steinformationen betrachtet, wird neben den Muschelkalkfelsen immer wieder auch Mauerreste erkennen. Bereits vor der ersten Weggabelung lässt sich das ehemalige äußere Tor erahnen. An der Wegegabelung – und damit am Pforthaus - angekommen, bieten die spärlichen Mauerreste und die deutlich sichtbaren Wälle, die den einstigen Mauerverlauf dokumentieren, einen ersten Eindruck von der Mächtigkeit der hochmittelalterlichen Burganlage. Und es ist noch ein Stückchen steilen Weges, bevor der Besucher durch das Haupttor schreiten kann und als erstes den über dem verschütteten Eingang – vermutlich dem Keller zu einem ehemaligen Gebäude – errichteten Funkmast erblickt. Lenkt er seine Schritte am nicht mehr vorhandenen Zeughaus vorbei, bietet sich ein grandioser Blick auf die Reste der Burgkapelle St. Michaelis.

Mit seinen Fragen zur Kapelle, der dort eingelassenen Platte oder dem Symbol auf dem einsam herumstehenden Stein wird der Besucher leider nicht nur vor Ort alleine gelassen. Auch Recherchen im Internet geben nicht viel mehr her, als die Aussage, dass die Kapelle ein beliebter Wallfahrtsort gewesen sei und – welch unersetzliche Information – der Bevölkerung noch bis in die jüngste Vergangenheit als Andachtsort gedient habe. Interessant ist ein Besuch allemal. Abgesehen von den schönen und geheimnisvollen Fotomotiven, gibt es noch viel von der ehemaligen Anlage zu entdecken, wenn man die Abbildung des Merian aus dem Jahre 1646 vor Augen hat. Bei unserem Besuch haben wir jedenfalls – ohne es wirklich zu wissen – den Rückweg über einen Trampelfpad genommen, der auf der Burgmauer am Neuen Haus, dem Wohnhaus und dem Brauhaus vorbei zurück zum Haupttor führt.


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