Freitag, 13. November 2009

Wenn die Bratäpfel in den Bäumen hängen

oder die lichten Momente des trüben Novembers

„Ich bin noch da!“ ruft die Sonne und brennt noch einmal, für eine knappe Stunde vielleicht, ein gleißendes Loch in den blaugrau verhangenen Abendhimmel des trüben Novembertages, bevor sie sich erschöpft hinter den Horizont fallen lässt.


Ein wenig Licht nur, und die Welt wird melancholisch- schön. Die zähen Früchte der knorrigen Bäume erstrahlen in der Sonne, als seien sie goldgelb gebacken, fast will einem der Duft von Bratäpfeln in die Nase steigen.

Vom Schweigen der Lämmer kann zu dieser Stunde überhaupt keine Rede sein, ausgelassen meckernd und unter dem Schutz der wachsamen Mutterschafe toben sie, die unverhofften Sonnenstrahlen feiernd, fröhlich hin und her.

Und der nahe Waldsaum scheint noch einmal mit den letzten ihm verbliebenen Farben locken zu wollen, vielleicht verirren sich ja endlich einmal wieder Hänsel und Gretel oder Rotkäppchen in seine verlockenden Tiefen. Die Zeit dafür ist jedenfalls bald reif, wie auch für die goldenen Bratäpfel.

Und wer jetzt auf den Appetit gekommen ist, der sollte unbedingt einmal einen Blick in den kulinarischen Zauberkessel werfen, um zu wissen, wovon hier die Rede ist. Und zu den verführerischen Bratäpfeln dann noch selbstgemachter Glühwein nach Art des Mittelalters und der Winter kann kommen.

Fotos Wolfgang Schwerdt

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