Samstag, 1. August 2015

Ein Ausflug zur Krukenburg



Der Orient im Abendland

Modell im Mühlenplatz Oberweser
Immer noch trutzig überragt die Krukenburg das kleine Städtchen Helmarshausen oberhalb der hessisch-kurfürstlichen Hafenstadt Bad Karlshafen. Ein wenig ungewöhnlich wirkt sie auf das Auge des Betrachters, nicht nur von unten, sondern auch dann, wenn sich der Besucher auf dem Burggelände selbst befindet. Und das ist auch kein Wunder, denn der massive runde Bau, der sich beim Tritt durch das Burgtor als Ruine in den Vordergrund drängt, ist die Heilig-Grab-Kirche, die 1107 nach Plänen hier errichtet wurde, die der Abt des Helmarshäuser Klosters 1033 aus Jerusalem beschafft hatte.


Es war die Zeit der Kreuzzüge und des christlichen Königreiches Jerusalem, in der der orientalische Kreuzkuppelbau auf dem Waltersberg oberhalb einer Flussschleife der Diemel entstand. Jerusalem war zu jener Zeit der Nabel der christlich abendländischen Welt, der Waltersberg offensichtlich ein frühes christliches Heiligtum aus der Zeit Karls des Großen. Zumindest hatte hier, wohl noch vor der Gründung des Klosters Helmarshausen (997) eine längst untergegangene hölzerne Taufkirche gestanden. Der Ersatzbau, die Kreuzkuppelkirche orientalischen Baustils, ist da deutlich imposanter und vor allem langlebiger ausgefallen.

Eine Burg zum Schutze des Gotteshauses

Nächstenliebe und Friedfertigkeit war nicht gerade die Stärke kirchlicher und weltlicher Herrschaften der christlichen Welt. Und so sah man sich gezwungen, das Gotteshaus durch eine Burganlage vor den Begehrlichkeiten der miteinander streitenden Bistümer Köln, Paderborn und Trier zu schützen. Die Anlage hatte in der Folge eine durchaus wechselhafte Geschichte, zerstört wurde sie aber erst nach 1617, als sie – ihrer einstigen Bedeutung verlustig – verfiel und zur Materialgewinnung genutzt wurde.

Die Krukenburg: Ein echter Geheimtipp

In den 1970er Jahren wurden die immer noch imposanten Überbleibsel  der Krukenburg restauriert. Heute präsentieren sich die Reste des Orients im Abendland mit ihrer gepflegten Anlage, den Aussichts- und Rastmöglichkeiten auf dem Gelände einschließlich der leicht zu nehmenden 122 Stufen des Burgfrieds zur Aussichtsplattform als außerordentlich attraktives Ausflugsziel. Auch für Menschen, die keine allzu enge Bindung an Burgen und Geschichte haben, sondern beispielsweise spannende Fotomotive oder einfach ein wenig Entspannung suchen, lohnen sich die 1,50 € Eintritt (Erwachsene). Übrigens, die Kreuzkuppelkirche der Krukenburg kann man als Rekonstruktion auch bei einem Abstecher in den zauberhaften Mühlenplatz in Oberweser/Gielselwerder besichtigen (siehe Titelfoto).
Blick in die Kirche vom Bergfried aus
Durch das Burgtor

Die Fassade des "Paderborner Hauses"


Blick vom Seitenaltar in den Kuppelbau

Detail des Gewölbes des Seitenaltars



Blick in den Seitenaltar

Durchblick: Durch das Fenster der Kirche auf die Fassade des Paderborner Hauses

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