Ein Atelier
mit Persönlichkeit
Seit rund
fünf Jahren begegneten sie uns bei unseren Streifzügen durch die Region immer
wieder: Die wunderbaren Tierfiguren des Künstlers Andreas Büttner. Dem Schöpfer
der tönernen Elefanten, Gorillas, Luchse und Katzen, die zeitweise auch das Schaufenster
eines leerstehenden Ladens in Hann.
Münden buchstäblich belebten, sind wir bis vor kurzem allerdings nie persönlich
begegnet. Dabei wohnte er bisweilen sogar ganz in unserer Nähe und im September
2016 waren er und seine Werke kaum 1000 Meter von unserer Wohnung entfernt im
Rahmen der Veranstaltung Keller-Treppen-Hinterhöfe in Witzenhausen präsent. Es
war reiner Zufall, dass wir Ende Oktober bei einem Besuch Hann. Mündens auf das
Atelier des Bildhauers stießen. Wir blickten in das eine oder andere vertraute
Luchsgesicht, als wir den Laden betraten und auch Gorilla, Elefanten & Co goutierten
unsere Anwesenheit mit gelassener Ignoranz, so wie es bei freundlich gesinnten
Vierbeinern üblich ist.
Andreas
Büttner entpuppte sich seinerseits als freundlich gesinnter Zweibeiner, der uns sogleich
einen Kaffee anbot und uns das Gefühl vermittelte, dass wir in seinem und der
Tiere Reich gern gesehene Gäste sind. Das Atelier hat Büttner erst im Mai 2016 eröffnet
und ist, wie er sagt, immer noch dabei, hier anzukommen. Trotzdem kennt der
gelernte Werkzeugmacher und Formenbauer aus Göttingen offensichtlich schon die
halbe Stadt. Immer mal wieder unterbricht er seinen Redefluss, um einem
bekannten Gesicht zuzuwinken, das sich am Schaufenster zeigt, des Öfteren
schauen Freunde oder Bekannte vorbei, einfach mal so, zum Kaffee, zum Klönen.
Und
zu erzählen hat der Schüler des Hamburger Bildhauers Carolus Voigt (1904 – 1991) eine ganze Menge. Der wegen
seines Stils als Barlach von Hamburg (nach
Ernst Heinrich Barlach, Bildhauer und Literat 1870 - 1938) bezeichnete Voigt schuf in Göttingen, wo er
seit 1967 lebte, wie bereits zu Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit überwiegend
Tierplastiken. Und zu Büttner sagte er Anfang der achtziger Jahre, als der das
Material Ton für sich entdeckte lakonisch: „Andreas, mach du Katzen.“
Und Andreas
machte Katzen. Wenig später folgten erste Auftragsarbeiten und seine tierischen
Werke waren bald in Ausstellungen im Raum Göttingen zu bewundern.
"Andreas mach Du Katzen"
Im Jahr 2000
legte Andreas Büttner eine schöpferische Pause ein und widmete sich unter
anderem der Konzeption eines Kunsthandwerkhofes in Mielenhausen (Stadtteil von
Hann. Münden) und der Suche nach Gemeinschaften. Dabei begegnete er seiner
jetzigen Frau Gabriele Holtmeyer, die ihn darin bestärkte, seine alte Leidenschaft,
die Arbeit mit Ton, wieder aufleben zu lassen. 2011 erblickte der erste Elefant
das Licht des Brennofens und nach und nach entstanden die wunderbar lebendig
wirkenden Vierbeiner, die wir zum einen vor Jahren im Schaufenster des
leerstehenden Ladens bewundert haben und von denen wir heute im Atelier Einige
wie alte Freunde wieder begrüßen können. Es war übrigens ebenfalls seine Frau,
die den Andreas Büttner darin bestärkte, das Atelier in der Drei-Flüsse-Stadt zu
eröffnen und damit seine kreativen und kommunikativen Fähigkeiten und Neigungen
auszuleben.
Ein Gewinn für die Stadt
Bevor sich Andreas
Büttner mit dem Gestalten seines Werkes beschäftigt, setzt er sich intensiv mit
dem jeweiligen Wesen, das es zu formen gilt, auseinander. So ist es kein
Wunder, dass die Zahl der Tierarten, die unter seinen Händen entstehen, auf
wenige beschränkt ist. Dafür wirken diese umso lebendiger, trotz – oder wohl
sogar wegen - gewisser Abstraktionen. Es sind eben die Formen, die Bewegungen,
die Schwünge, die Büttner besonders faszinieren und die Oberflächen, die
Farben. Gerade hier experimentiert der Künstler mit verschiedenen Materialien,
Pigmenten, Bindemitteln, Lasuren. „Glasuren auch“, werfe ich ein?
„Nein, ich bin doch kein Keramiker.“ Tatsächlich
steht in der Werkstatt kein Brennofen, nicht einmal ein kleiner. Gebrannt
werden die Arbeiten woanders. Auch die, die seine Schüler im Rahmen der
Modellierkurse schaffen. Oder die Auftragsarbeiten, die inzwischen ebenfalls wieder
Teil von Büttners künstlerischem Schaffen sind. Ja, die Entscheidung für den
Laden war richtig.
Und so hat die Stadt nun eine weitere Attraktion, einen
echten Geheimtipp, der dazu führt, dass sich zumindest für Kunst- und
Tierfreunde auch aus weiterer Entfernung ein Ausflug in die Drei-Flüsse-Stadt lohnt. Vor allem, weil
Büttner immer noch auch ein Suchender und neuen Möglichkeiten gegenüber offen ist.
Und so waren auch nicht viel Worte notwendig, um den Künstler für die
Durchführung der Atelierlesung am 2. und 3. Advent zu begeistern. Die steht schließlich
ganz im Zeichen des Legendären Schiffskaters Rotbart aus dem 17. Jahrhundert,
für den das Ambiente zwischen Elefanten, Gorillas, Luchsen und Artgenossen kaum
passender sein könnte.
Zum Blog Atelier tierisch gut
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