Mittwoch, 2. November 2016

Tierisch Gut – Geheimtipp für Kunst- und TierfreundInnen



Ein Atelier mit Persönlichkeit

Seit rund fünf Jahren begegneten sie uns bei unseren Streifzügen durch die Region immer wieder: Die wunderbaren Tierfiguren des Künstlers Andreas Büttner. Dem Schöpfer der tönernen Elefanten, Gorillas, Luchse und Katzen, die zeitweise auch das Schaufenster eines  leerstehenden Ladens in Hann. Münden buchstäblich belebten, sind wir bis vor kurzem allerdings nie persönlich begegnet. Dabei wohnte er bisweilen sogar ganz in unserer Nähe und im September 2016 waren er und seine Werke kaum 1000 Meter von unserer Wohnung entfernt im Rahmen der Veranstaltung Keller-Treppen-Hinterhöfe in Witzenhausen präsent. Es war reiner Zufall, dass wir Ende Oktober bei einem Besuch Hann. Mündens auf das Atelier des Bildhauers stießen. Wir blickten in das eine oder andere vertraute Luchsgesicht, als wir den Laden betraten und auch Gorilla, Elefanten & Co goutierten unsere Anwesenheit mit gelassener Ignoranz, so wie es bei freundlich gesinnten Vierbeinern üblich ist.


Andreas Büttner entpuppte sich seinerseits als freundlich gesinnter Zweibeiner, der uns sogleich einen Kaffee anbot und uns das Gefühl vermittelte, dass wir in seinem und der Tiere Reich gern gesehene Gäste sind. Das Atelier hat Büttner erst im Mai 2016 eröffnet und ist, wie er sagt, immer noch dabei, hier anzukommen. Trotzdem kennt der gelernte Werkzeugmacher und Formenbauer aus Göttingen offensichtlich schon die halbe Stadt. Immer mal wieder unterbricht er seinen Redefluss, um einem bekannten Gesicht zuzuwinken, das sich am Schaufenster zeigt, des Öfteren schauen Freunde oder Bekannte vorbei, einfach mal so, zum Kaffee, zum Klönen.
Und zu erzählen hat der Schüler des Hamburger Bildhauers Carolus Voigt (1904 – 1991) eine ganze Menge. Der wegen seines Stils als Barlach von Hamburg (nach Ernst Heinrich Barlach, Bildhauer und Literat 1870 - 1938)  bezeichnete Voigt schuf in Göttingen, wo er seit 1967 lebte, wie bereits zu Anfang seiner künstlerischen Tätigkeit überwiegend Tierplastiken. Und zu Büttner sagte er Anfang der achtziger Jahre, als der das Material Ton für sich entdeckte lakonisch: „Andreas, mach du Katzen.“
Und Andreas machte Katzen. Wenig später folgten erste Auftragsarbeiten und seine tierischen Werke waren bald in Ausstellungen im Raum Göttingen zu bewundern.

"Andreas mach Du Katzen"

Im Jahr 2000 legte Andreas Büttner eine schöpferische Pause ein und widmete sich unter anderem der Konzeption eines Kunsthandwerkhofes in Mielenhausen (Stadtteil von Hann. Münden) und der Suche nach Gemeinschaften. Dabei begegnete er seiner jetzigen Frau Gabriele Holtmeyer, die ihn darin bestärkte, seine alte Leidenschaft, die Arbeit mit Ton, wieder aufleben zu lassen. 2011 erblickte der erste Elefant das Licht des Brennofens und nach und nach entstanden die wunderbar lebendig wirkenden Vierbeiner, die wir zum einen vor Jahren im Schaufenster des leerstehenden Ladens bewundert haben und von denen wir heute im Atelier Einige wie alte Freunde wieder begrüßen können. Es war übrigens ebenfalls seine Frau, die den Andreas Büttner darin bestärkte, das Atelier in der Drei-Flüsse-Stadt zu eröffnen und damit seine kreativen und kommunikativen Fähigkeiten und Neigungen auszuleben.

Ein Gewinn für die Stadt

Bevor sich Andreas Büttner mit dem Gestalten seines Werkes beschäftigt, setzt er sich intensiv mit dem jeweiligen Wesen, das es zu formen gilt, auseinander. So ist es kein Wunder, dass die Zahl der Tierarten, die unter seinen Händen entstehen, auf wenige beschränkt ist. Dafür wirken diese umso lebendiger, trotz – oder wohl sogar wegen - gewisser Abstraktionen. Es sind eben die Formen, die Bewegungen, die Schwünge, die Büttner besonders faszinieren und die Oberflächen, die Farben. Gerade hier experimentiert der Künstler mit verschiedenen Materialien, Pigmenten, Bindemitteln, Lasuren. „Glasuren auch“, werfe ich ein?
„Nein, ich bin doch kein Keramiker.“ Tatsächlich steht in der Werkstatt kein Brennofen, nicht einmal ein kleiner. Gebrannt werden die Arbeiten woanders. Auch die, die seine Schüler im Rahmen der Modellierkurse schaffen. Oder die Auftragsarbeiten, die inzwischen ebenfalls wieder Teil von Büttners künstlerischem Schaffen sind. Ja, die Entscheidung für den Laden war richtig.
Und so hat die Stadt nun eine weitere Attraktion, einen echten Geheimtipp, der dazu führt, dass sich zumindest für Kunst- und Tierfreunde auch aus weiterer Entfernung ein Ausflug in die  Drei-Flüsse-Stadt lohnt. Vor allem, weil Büttner immer noch auch ein Suchender und neuen Möglichkeiten gegenüber offen ist. Und so waren auch nicht viel Worte notwendig, um den Künstler für die Durchführung der Atelierlesung am 2. und 3. Advent zu begeistern. Die steht schließlich ganz im Zeichen des Legendären Schiffskaters Rotbart aus dem 17. Jahrhundert, für den das Ambiente zwischen Elefanten, Gorillas, Luchsen und Artgenossen kaum passender sein könnte.

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