Samstag, 9. Januar 2010

Im Reich der Wilden Holl

Nun hat die Eiskönigin das Szepter übernommen


Schnee und Dauerfrost, die Eiskönigin hat das Werra-Meissner-Land voll im Griff. Und während den Räumdiensten das Salz ausgeht –endlich, möchte man in bestimmten Ecken dieser Region beinahe sagen-, lebt die Eiskönigin, ungerührt von den menschlichen Bedürfnissen, ihre kreativen Fantasien aus.


Damit sind weniger die allwinterlich wiederkehrenden eindrucksvollen Eiszapfen-Galerien an den Hausdächern gemeint. Nein, die Kunstwerke der frostigen Verkörperung der Wilden Holl, gleichen sich nie und finden sich oft an unerwarteten Orten. Gefrorenes Wasser ist das Modelliermaterial der eiskalten Dame, die im Kampf mit der noch lebendigen Natur unermüdlich und die kleinste Gelegenheit nutzend, alle Register zieht, um das Leben in ihrem Reich zum tiefgefrorenen Stillstand zu bringen.

Das schnell fließende Wasser des kleinen Baches beispielsweise, ein starker Gegner für die Weiße Königin. Und so sucht die eisige Künstlerin den Bach durch eine glitzernde Kristallwelt zu verzaubern. Jeder Grashalm, jeder Stein wird dabei zum hilflosen Komplizen. Sei es, um scheinbar schwerelose Eisinseln über dem eiligen Wasser zu installieren, sei es um kristallene Brückenköpfe am Ufer zu bilden, von denen aus das schwarze, hurtige Bächlein geduldig immer mehr eingeengt, eingezwängt und schließlich überdacht werden kann.

Gänzlich wird es der frostigen Herrin nicht gelingen, den kleinen Bach zum Stillstand zu bringen. Unter der Eisdecke wird er sich weiter seinen Weg durch das Tal bahnen und bereit sein, neues Leben zu spenden, wenn die weiße Macht den Kräften des Frühlings weichen muss.

Hilfreich wäre dann schon, wenn die Menschen gerade bei den naturnahen Verkehrswegen mehr auf Granulate statt auf Salze zur Sicherung der Straßen setzen würden. Schließlich ist es schon schlimm genug, dass die Werra mit den Abfallprodukten von K+S versetzt werden darf. Die kleinen, lebensfrohen und lebensspendenden Bäche des Mittelgebirges haben es schon gar nicht verdient, über das Tau- und Grundwasser mit vielen Tonnen oft gedankenlos verbratenen Streusalzes verunreinigt zu werden.

Fotos: Wolfgang Schwerdt

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