Samstag, 25. April 2015

Drachen und Monster über dem Werratal

Ausflug in eine Märchenwelt

Es war ein Kasseler Theaterintendant, der im Jahre 1891 mit dem Bau des Schlosses auf dem Gelände einer untergegangenen mittelalterlichen Burg begann. Wie eine gigantische Theaterkulisse mutet das Schloss Rotheburg in neugotischen Stil auch an, dessen Fertigstellung allerdings über die Kräfte des Freiherrn von und zu Gilsa ging. 1897 jedenfalls wurde der gesamte Besitz  an den deutschstämmigen Großindustriellen Baron von Knoop aus Manchester verkauft. Der baute fröhlich weiter und zu den kräftig gelben Gebäuden, die vom Werratal aus gut zu erkennen sind, gesellten sich die grauweißen Fachwerkensembles, die zusammen mit dem massiven eckigen Turm an einen englisch-normannischen Burgkomplex erinnern.

Schloss und Ländereien wechselten noch mehrfach die Besitzer und seit 2009 ist die Anlage durch die Einrichtung einer Gastronomie öffentlich zugänglich.
Wenn der Besucher des Cafés mit der atemberaubenden Aussicht seinen Blick auf das gewundene glänzende Band der Werra und den Ort Kleinvach richtet, dürfte er kaum wissen, dass es bis Anfang der 70er Jahre unterhalb des Schlosses sogar eine Schiffsanlegestelle „Rothestein“ der Werraschifffahrt (und sogar ein gleichnamiges Boot) und eine mehr oder weniger regelmäßige Motorbootsverbindung zwischen Bad Sooden Allendorf und Kleinvach gegeben hatte. Nun gut, das ist Schnee von gestern. Das auf dem mehr als 300 Meter ü. NN aufragenden Fels aus rotem Sandstein thronende Märchenschloss und die rührige Schlossgastronomie sind allerdings ganz real vorhanden und unbedingt einen Besuch wert. Dass zu einem zünftigen Schloss – selbst, oder vielleicht gerade, wenn es wesentlich jünger ist, als es stilistisch vorgibt -  auch Drachen und Monster als Wasserspeier, Brunnenköpfe oder Abwehrmasken in Hülle und Fülle gehören, versteht sich von selbst.





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