Montag, 20. Januar 2014

Das Gipsrevier bei Hundelshausen


Streifzug durch das „Gipsrevier“  bei Hundelshausen

Es war das Jahr 1873, als das Witzenhäuser Kreisblatt die Entdeckung eines großen Lagers von Gipsmarmor bei Hundelshausen verkündete.  Das Gipsvorkommen am Gottesberg wurde allerdings erst in den Jahren 1913 bis 1915 beim Bau der Eisenbahnlinie Eichenberg-Walburg entdeckt. Trotzdem soll bereits seit dem 17. Jahrhundert bei Hundelshausen  Gipsabbau betrieben worden sein. Ab 1918 ging es dann aber richtig zur Sache. In Hundelshausen begann die Geschichte des industriellen Abbaus von Gipsrohstein.

Ein Ergebnis der landschafts- und bergefressenden Rohstoffgewinnung ist – wie bei vielen Basaltsteinbrüchen oder Braunkohletagebaus – ein See vor prächtiger Kulisse. Heute ist die wegen der speziellen Lichtbrechung an den im Wasser gelösten Tonpartikelchen als „Grüner See“ bezeichnete Grundwasseransammlung ein beliebtes Ausflugsziel bei Einheimischen, die zum Baden einlädt.


Skizze des Landgrafen Moritz für einen Schlossbau in Rückerode
Wer die steile Straße, die vom Gipswerk, am Grünen See vorbei führt,  hinaufläuft, erreicht den seit  den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts angelegten heutigen Gipssteinbruch. Dem kann man sich übrigens auch von anderen Seiten nähern. Beispielsweise  von Rückerode aus, einem Ort mit interessanter Geschichte, der heute gerade einmal aus einem Gehöft besteht. Immerhin sollte Rückerode Anfang des 17. Jahrhunderts ein Schloss als Ruhesitz für die Gattin des Landgrafen Moritz erhalten.

Aber zurück zum ein paar Hundert Meter von Rückerode entfernten Gipssteinbruch am Roggenberg. An dessen Boden, umgeben von einem Kessel rund 25 Meter hoher Abbaustufen finden sich gleich zwei Seen, die in einigen Jahrzehnten möglicherweise ebenso wie der Grüne See zum Baden einladen werden. Farblich stimmen sich die kleinen Gewässer schon mal auf ihren Ruhestand ein.

Fotos Wolfgang Schwerdt

Literaturhinweis: Heidi Rüppel, Jürgen Apel: Rad- und Wanderführer Band 1. Hann. Münden, Witzenhausen, Bad Sooden Allendorf. LSRB-Verlag Witzenhausen 2002.

Auch wenn die vielen Steinbruch- und Braunkohleabbaurelikte ohne jeden Zweifel eine große Faszination auf den Betrachter ausüben und am Ende nach ihrer Renaturierung mit ihren Seen und Landschaften durchaus einen hohen Freizeitwert aufweisen, so sind die ursprünglichen teils einmaligen geologischen und kulturlandschaftlichen Situationen unwiederbringlich verloren. Und daher möchte ich meinen Lesern neben aller Begeisterung für die Schönheit industriell geprägter Kulturlandschaft den folgenden Link nicht vorenthalten. http://www.bund.net/themen_und_projekte/naturschutz/gipsabbau/

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