Dienstag, 18. August 2009

Der Gast im Werra- Meissner- Gebiet

Informationen über ländliche Sitten in Nordosthessen, Teil I

Wanderer kommst Du in die Gegend der Nordosthessischen Mittelgebirge, so vergiss nicht, Gleichmut in Deinen Rucksack zu packen. Das gilt nicht nur für Wochenenden und Feiertage, das gilt auch für die Hochsaison, die Nebensaison und die Nichtsaison. Denn natürlich gibt es für die Eingeborenen keinen Grund nur wegen der „Fremden“ ihren Lebensstil und -rhythmus zu verändern.


Selbstverständlich hat auch in der Hochsaison beispielsweise die Gastronomie auf dem hohen Meissner Montags ihren Ruhetag. Nicht nur die kleinen Poststellen, auch die Postämter benötigen grundsätzlich eine Mittagspause. Und natürlich ist sowohl die Dauer als auch Beginn und Ende der Mittagsruhe von Poststelle zu Poststelle von Postamt zu Postamt, also von Ort zu Ort unterschiedlich. Selbst die Einheimischen blicken da nicht immer durch und manchmal wissen sie nicht einmal, wo die Poststelle ihrer Stadt tatsächlich zu finden ist.

Im Dschungel der Öffnungs- beziehungsweise Schließzeiten


Auch die Geschäfte mit Ausnahme der Supermarktketten brauchen ihre Ruhe in der Mittagszeit. Und die teilweise sehr interessanten und durchaus sehenswerten Museen nicht nur der größeren Orte glänzen mit Öffnungszeiten, die sich meist auf zwei Stunden Sonntags beschränken. Auch Mittwochs haben manche Museen stundenweise Lust auf Publikum, das sich in Unkentnnis der aktuellen Empfangsbereitschaft des Hauses allerdings eher selten dorthin verirrt. Ein Grund, die Öffnungszeiten zu kürzen und die musealen Schätze nur noch nach telefonischer Vorankündigung des geneigten Gastes zu präsentieren.
Die Kontaktdaten kann sich der interessierte Besucher der Region vorab mühsam über das Internet zusammenklauben. Zwar gibt es für diese Region gleich mehrere Tourismusorganisationen, die sich vor allem im Internet tummeln, und dem Surfer bereitwillig Prospekte zusenden oder zum download anbieten, Veranstaltungsprogramme präsentieren und vor allem Pauschalangebote verkaufen und Produkte an den Mann, die Frau, die Familie bringen wollen. Aber immer dann, wenn der potentielle Gast tiefergehende und zusammenhängende Vorabinformationen beispielsweise zu Geschichte, Kultur und Inhalten abfragt, wird es dünn im Internetangebot der ländlichen Tourismusprofis.

Informationen, die keiner nutzen kann

Kommt der Gast dann trotz aller Hindernisse ins Land, wird es eng mit der individuellen und flexiblen Urlaubsgestaltung. Die Büros der Tourismusinformationen sind –so man sie denn findet- natürlich am Wochenende und an Feiertagen geschlossen. Umfassend informieren kann man sich aber über die diversen Ortsausgaben der Hessisch- Niedersächsischen Regionalzeitung, dem in der Region meistverbreiteten Anzeigenblättchen oder über die von den Kommunen herausgegebenen Bürgerinfoblätter. Am besten aber, man hat, um sich tagelange Zeitungssammel- und Lesearbeit zu sparen, immer seinen laptop im Rucksack. Denn natürlich tummeln sich all diese Informationsquellen wie beispielsweise Regiowiki der HNA oder eben die Tourismusinformationen vor allem im Internet während sie ihre materielle, persönliche Präsenz im Lande längst auf ein Minimum reduziert haben.
Gelegentlich wird aber auch der laptop zu einem Problem. Nicht etwa, weil er dem Wanderer irgendwann zu schwer wird und zudem Platz für die notwendige Selbstverpflegung kostet. Die Wahrscheinlichkeit ist in dieser Region recht groß, gar keine Netzverbindung zu bekommen. Und so kann man dann im Zweifelsfall doch nicht von Unterwegs bei der Kontaktnummer beispielsweise des Keramikmuseums in Großalmerode anrufen, um einen Termin für eine Besichtigung zu vereinbaren. Und versuchen Sie gar nicht erst beispielsweise am Mittwoch Nachmittag in Hessisch Lichtenau eine der drei Apotheken aufzusuchen, natürlich brauchen alle Apotheker zu dieser Zeit ihre Ruhe.

In der Ruhe liegt die Kraft

Insofern scheint die Region für Menschen, die vor allem Ruhe suchen auf den ersten Blick ideal. Wer aber mehr von der Gegend haben will, als einen fest vorgebuchten, durchgeplanten und am besten pauschal organisierten Urlaub, der sollte auch den zweiten Teil der regionalen Besonderheiten lesen, der sich dann vor allem mit den normalen Menschen dieser ländlichen Region befasst.

Keine Kommentare: