Freitag, 2. Oktober 2009

Der Reiz der trüben Aussichten

Wanderungen im Herbst

Ob es nun Spätsommer oder Frühherbst ist, spielt natürlich keine Rolle. Ein Blick aus dem Fenster und es wirkt kalt, unfreundlich, abweisend. Ja, und selbstverständlich ist es auch feucht, sei es durch den richtigen Regen, sei es durch den kondensierenden Nebel, der sich auf den Höhenrücken gar nicht auflösen und am liebsten auch noch zu uns ins Tal kriechen und die verbleibende Welt vollends verschlingen möchte.


Was also tun, wenn mit den trüben Tagen auch die Trübsal droht, wenn Energie und Geld nicht ausreichen, um einfach irgendwo hinzufahren, ein Museum zu besuchen, oder in einem gemütlichen Restaurant am Kaminfeuer und bei Kerzenlicht zu speisen. Was tun, wenn man das alles schon gemacht hat und die trüben Tage bleiben, wenn einem die Augen bereits von der Lektüre der vielen guten Bücher, die man jetzt lesen könnte, schmerzen?
Die Antwort ist so einfach wie verblüffend – rein in wasserabweisende Klamotten, Rucksack mit Thermoskanne und Wegzehrung aufgeschnallt, Fotoapparat eingesteckt und raus, der trüben Suppe mutig entgegengetreten.

Die Welt im Nebel

Ja, man hatte es schon vermutet, in der trüben Suppe verbirgt sich eine andere Welt, erstaunlicherweise aber keine Trübe. Und einmal in diese Welt eingetreten, möchte man sie gar nicht mehr verlassen. Völlig anders sehen jetzt die bekannten Wanderwege aus, völlig anders die vertrauten Täler und Orte und auch der Wald selbst, die Bäume, die Geräusche und Gerüche, viel intensiver, viel aufregender als an einem schönen Sommertag, der ganz andere Vorzüge für sich in Anspruch nehmen kann.

Reise in die Anderswelt

Märchenwelt, Zauber, das sind die Begriffe, die sich einem aufdrängen, wenn, nach einem Blick in das nebelverhangene Tal, die Bäume des hinter einem liegenden Waldsaumes beginnen, sich im Nebel aufzulösen. Wenn der Blick in den ansonsten dunklen Wald nun hellgraue Fenster in die Anderswelt öffnet und die Kobolde mit Eicheln durch das Geäst nach einem werfen.
Kommt man nach einer solchen Wanderung –viel später als man vorhatte- wieder nach Hause, ist die Trübsal wie weggeblasen. Und auch, wenn man natürlich die doch irgendwann kommenden herbstlichen Sonnentage und die bunten Blätterwelten, die sie zutage fördern in vollen Zügen genießt, heimlich, ganz heimlich wünscht man sich den märchenhaften Zauber der trüben Tage zurück. Aber keine Sorge, Der Winter ist hier schon nah, im „Frau Holle Land“ und da kommen dann die richtigen Märchentage.

Fotos: Wolfgang Schwerdt

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