Dienstag, 29. Juni 2010

"Theater" auf dem Ponyhof

eine Leistungsschau der besonderen Art


"Lassen sie sich nun in eine Welt von Feuer, Eis und Liebe entführen und begleiten sie einen kleinen Drachen auf der Suche nach dem wahren Feuer!" so lautete die Ankündigung eines besonderen Spektakels im Rahmen des Festes am 27.06.2010 auf dem Ponyhof - Schlossberg im Hessisch Lichtenauer Ortsteil Hopfelde.


Tabaluga, schoss mir sogleich durch den Kopf, muss das sein? Aber warum nicht, ist bestimmt ganz nett für Kinder. Und für meine Frau und mich, da gibt es ja noch andere interessante Sachen, die Präsentation der Pferdezucht mit den neuen Fohlen beispielsweise. Und außerdem kannten wir diesen Hof ja noch gar nicht, ohnehin ein Grund, einfach mal vorbeizuschauen.
Dass wir dann doch noch bis zum "kleinen Drachen auf der Suche nach den wahren Feuer" geblieben sind, hatte nicht nur mit der Tatsache zu tun, dass man bei der Besichtigung der Ställe und dem Besuch eines ganz speziellen Örtchens geradezu zwangsläufig 'Backstage' landete. Kinder verschiedensten Alters wuselten auf dem Hof herum, wurden geschminkt und in liebevoll genähte Kostüme gestopft oder schmückten Pferde. Es ging unübersehbar um - Tabaluga. Und mir war klar, bei diesem Aufgebot und offensichtlichem Engagement könnte das mehr als 'Kinderkram' werden, das sollte man sich vielleicht doch einmal ansehen - wer weiß.

Die kulinarischen Geheimnisse der nordosthessischen 'Pampa'

Für alle, die nicht in dieser Region wohnen und vielleicht versucht sind, einen Abenteuerurlaub in der nordosthessischen 'Pampa' zu riskieren: es lohnt sich immer, vor allem in der sommerlichen Festsaison. Auf nahezu jedem Gemeinde- oder Hoffest gibt es nämlich Kuchenstände mit geradezu legendären Produkten ländlicher Backkunst. Man mag als 'Zugereister' von dieser Region, die sich in vielerlei Hinsicht mit dem Charme der sechziger Jahre präsentiert, halten, was man will, aber backen können diese Landfrauen. Und so komme ich nicht umhin, ein wenig vom eigentlichen Thema abzuweichen und ausdrücklich die himmlisch schmeckende Käsetorte mit dem Baiser-Überzug zu erwähnen, bevor ich über die eindrucksvolle Leistungsschau in Form von "Tabaluga" berichte, mit der sich der Ponyhof der Öffentlichkeit präsentierte.

Eine Veranstaltung mit Herz und Verstand

Ich möchte an dieser Stelle nicht den Inhalt der Geschichte, die ja durch die Musik Peter Maffays bekannt geworden ist, wiedergeben. Vielmehr hat mich die künstlerische, organisatorische, reiterliche und menschliche Leistung der ländlichen Musical - Reitshow beeindruckt. Kinder von 6 bis 17 Jahren erhalten auf dem Ponyhof Reitunterricht und bei der Show war tatsächlich das ganze Altersspektrum vertreten. Auch die Kleinen hatten, obwohl nicht zu Pferde, beispielsweise als Bienenvolk eine tragende Rolle und waren keineswegs -wie oft bei solchen Aktionen- nur Staffage, sondern unverzichtbarer Bestandteil der Aufführung. Und eben die Tatsache, dass alle Altersgruppen und alle auch reiterlichen Fähigkeiten so eingesetzt wurden, dass sich ein organisches Ganzes ergab, machte aus dem Stück richtig 'großes Theater'. Die scheinbare Leichtigkeit, mit der eigentlich alle Beteiligten mit für eine Laiengruppe erstaunlich wenigen Fehlern und hoher Konzentration ihre Vorstellung absolvierten spricht zudem für viel Spaß und Engagement der Veranstalter, der Eltern und natürlich der Darsteller. Immerhin müssen Engagement und Motivation erst einmal über einen längeren Zeitraum mobilisiert und aufrechterhalten werden, um so eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen.

Sternstunden der Amateurreitkunst

Und dann locker und harmonisch als natürlicher Bestandteil der Aufführung eine Präsentation des reiterlichen Könnens nicht zuletzt natürlich auch der Hauptdarsteller Tabaluga und Lilly aber auch des gegnerischen Bösewichtes und der vielen anderen wunderschön kostümierten Gestalten, die einzeln oder in Gruppen durch die Halle fegten, durchaus auch schwierigere Figuren ritten oder über kleine Hindernisse sprangen. Richtig beeindruckend auch der zum Ende präsentierte Slalom von Lilly und Tabaluga um die menschlichen Pylonen in Form von kindlichen Fabeltieren. Fast ausschließlich mit Schenkel- und Gewichtshilfen bewegten die beiden ihre Pferde hochkontrolliert um die Kinder herum, die voller Vertrauen keinen Zentimeter zur Seite wichen. Dabei schauten sich die beiden auch noch 'verliebt' an und schienen keinen Blick auf Parcours und 'Pylonen' zu verschwenden.

Kleinigkeiten, Gesten und Ideen

Und am Ende möchte ich nicht vergessen, den ausgesucht höflichen Pinguin zu erwähnen, der dem Publikum am Schluss an der Bande entlanggehend Sekt kredenzte. Denn es sind auch solche Kleinigkeiten, solche Gesten, solche Ideen, die aus einer technisch guten Vorführung eine rundum gelungene Veranstaltung machen. Auch dieses Hoffest hat wieder einmal gezeigt, dass die Region auch für Touristen wesentlich mehr zu bieten hat, als die zuständigen Tourismusmanager auch nur zu ahnen scheinen. Die immerhin einstündige Aufführung, die vor allem für das Pferd Tabalugas eine nicht zu unterschätzende Geduldsprüfung darstellte, wäre -neben dem schon erwähnten Kuchenstand- durchaus auch eine Attraktion für anspruchsvollere Urlauber gewesen.

zum
Ponyhof - Schlossberg

1 Kommentar:

laura hat gesagt…

Das Klingt so lustig! Mein Kompliment für die tolle Idee!