Donnerstag, 25. Februar 2016

Evangeliar Heinrichs des Löwen ist jetzt national wertvolles Kulturgut

Evangeliar Heinrich des Löwen. Helmarshausen um 1180. Wolfenbüttel Cod. Guelf. 105 Noviss. 2º
Heimatverein Helmarshausen. Das ehemalige Benediktiner-Kloster Helmarshausen ist durch die Herstellung  des einstmals teuersten Buches der Welt, dem Evangeliar Heinrich des Löwen,  weltberühmt geworden. Jetzt wurde dieses Kunstwerk in das „Verzeichnis des national wertvollen Kulturguts“ aufgenommen. Es ist die Aufgabe des Kulturgutschutzes, das kostbare Buch vor einer Abwanderung ins Ausland, sowie Beschädigung zu bewahren. Damit ist gewährleistet, dass es auch zukünftigen Generationen unbeschädigt überliefert werden kann.

Mit der Eintragung ist  seiner historischen und künstlerischen  Bedeutung Rechnung getragen worden.
Die Handschrift beinhaltet entsprechend seinem Namen die Worte des Evangeliums mit den Berichten von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit  kunstvoll verzierten Anfangsbuchstaben und farbenprächtigen Bildseiten. Die aus Pergament bestehenden Blätter sind in einem samtbezogenen Holzdeckeleinband mit Silberbeschlägen und kunstvoll ausgestalteten Ornamenten gebunden. Als herausragendes Merkmal ist ein Bergkristall mit Reliquien der in Prag und ganz Böhmen verehrten Heiligen Sigismund und Marcus Evangelista.
Nach einer wechselvollen Geschichte durch mehrere Länder konnte das Dokument bei der Versteigerung 1983 im Auktionshaus Sotheby´s in London für 32,5 Mio. Deutsche Mark für Deutschland zurückgewonnen werden. Eine Bietergemeinschaft aus den Ländern Niedersachsen, Bayern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Privater Spender hat dies ermöglicht. Aufbewahrungsort des Originals ist die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, als Cod. Guelf. 105 Noviss.2º.

Die Geschichte des Evangeliars: eine Odyssee

Herzog Heinrich der Löwe ließ das Evangeliar um 1180 in Helmarshausen anfertigen. Es gilt als eine der wertvollsten Bilderhandschriften des Mittelalters. Das Buch war für den Braunschweiger Dom St. Blasius bestimmt. Wie lange es in Braunschweig lag, ist unbekannt. Ende des 16. Jahrhunderts lässt sich die Handschrift im Besitz des Prager Doms nachweisen. Es ist anzunehmen, dass sie bereits im 14. Jahrhundert als Geschenk an Kaiser Karl IV. dorthin gekommen ist. In Prag wurde auch ein neuer Einband hergestellt. Dieses Ereignis ist durch einen Vermerk in dem Buch im Jahr 1594 belegt.
König Georg V. von Hannover kaufte das für das Welfenhaus kostbare Dokument 1861 von Prag zurück und das Evangeliar befand sich in den folgenden Jahren im Welfenmuseum Hannover, zusammen mit dem sogenannten Welfenschatz. Als 1866 das Königreich Hannover von Preußen annektiert wurde, ging der König ins Exil auf Schloss Cumberland in  Gmunden (Österreich). Dorthin nahm er den Welfenschatz mit. Franz Jansen konnte für seine Dissertation über die „Buchmalerei von Helmarshausen“, etwa im Jahre 1930, das Buch dort einsehen. Als Anfang der 1930ger Jahre die Welfennachfahren nach Deutschland auf Schloss Blankenburg am Harz zurückkamen, war auch des Evangeliar in ihrem Gepäck. Auch die Evakuierung der Familie im April 1945 zur Marienburg bei Hildesheim machte das Buch mit. Im Jahr 1947 soll es bereits einen Versuch gegeben haben, das Kunstwerk zu versteigern, als Friederike von Griechenland (aus dem Hause Hannover) anlässlich der Hochzeit von Königin Elisabeth II. in Deutschland war. Vermutlich ist der Deal nicht zustande gekommen, weil adäquate Angebote fehlten. Danach, bis zur Versteigerung 1983, ist über den Besitzer und den Aufbewahrungsort nichts Offizielles bekannt.

Ausflug nach Helmarshausen

Ein Faksimile des Evangeliars  kann im Museum des Heimatvereins Helmarshausen und in der Evangelischen Kirche besichtigt werden. Der Verein betreut auch die Krukenburg, die zum ehemaligen Benedektiner-Kloster gehörte. Lesen Sie auch Ein Ausflug zur Krukenburg.  

Öffnungszeiten des Museums, vom 1.4. – 31.10.: Mittwoch 10 – 12 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 15 – 17 Uhr. Führungen nach telefonischer Absprache unter 05672 / 789.

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