Evangeliar Heinrich des Löwen. Helmarshausen um 1180. Wolfenbüttel Cod. Guelf. 105 Noviss. 2º |
Heimatverein Helmarshausen. Das ehemalige Benediktiner-Kloster Helmarshausen ist
durch die Herstellung des einstmals
teuersten Buches der Welt, dem Evangeliar
Heinrich des Löwen, weltberühmt
geworden. Jetzt wurde dieses Kunstwerk in das „Verzeichnis des national wertvollen
Kulturguts“ aufgenommen. Es ist die Aufgabe des Kulturgutschutzes, das
kostbare Buch vor einer Abwanderung ins Ausland, sowie Beschädigung zu
bewahren. Damit ist gewährleistet, dass es auch zukünftigen Generationen
unbeschädigt überliefert werden kann.
Mit der Eintragung
ist seiner historischen und
künstlerischen Bedeutung Rechnung
getragen worden.
Die Handschrift
beinhaltet entsprechend seinem Namen die Worte des Evangeliums mit den
Berichten von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes mit kunstvoll verzierten Anfangsbuchstaben und
farbenprächtigen Bildseiten. Die aus Pergament bestehenden Blätter sind in
einem samtbezogenen Holzdeckeleinband mit Silberbeschlägen und kunstvoll
ausgestalteten Ornamenten gebunden. Als herausragendes Merkmal ist ein
Bergkristall mit Reliquien der in Prag und ganz Böhmen verehrten Heiligen
Sigismund und Marcus Evangelista.
Nach einer wechselvollen
Geschichte durch mehrere Länder konnte das Dokument bei der Versteigerung 1983
im Auktionshaus Sotheby´s in London für 32,5 Mio. Deutsche Mark für Deutschland
zurückgewonnen werden. Eine Bietergemeinschaft aus den Ländern Niedersachsen,
Bayern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Privater Spender hat dies
ermöglicht. Aufbewahrungsort des Originals ist die Herzog-August-Bibliothek in
Wolfenbüttel, als Cod. Guelf. 105 Noviss.2º.
Die Geschichte des Evangeliars: eine Odyssee
Herzog Heinrich der Löwe
ließ das Evangeliar um 1180 in Helmarshausen anfertigen. Es gilt als eine der
wertvollsten Bilderhandschriften des Mittelalters. Das Buch war für den
Braunschweiger Dom St. Blasius bestimmt. Wie lange es in Braunschweig lag, ist
unbekannt. Ende des 16. Jahrhunderts lässt sich die Handschrift im Besitz des
Prager Doms nachweisen. Es ist anzunehmen, dass sie bereits im 14. Jahrhundert
als Geschenk an Kaiser Karl IV. dorthin gekommen ist. In Prag wurde auch ein
neuer Einband hergestellt. Dieses Ereignis ist durch einen Vermerk in dem Buch
im Jahr 1594 belegt.
König Georg V. von
Hannover kaufte das für das Welfenhaus kostbare Dokument 1861 von Prag zurück
und das Evangeliar befand sich in den folgenden Jahren im Welfenmuseum
Hannover, zusammen mit dem sogenannten Welfenschatz. Als 1866 das Königreich
Hannover von Preußen annektiert wurde, ging der König ins Exil auf Schloss
Cumberland in Gmunden (Österreich).
Dorthin nahm er den Welfenschatz mit. Franz Jansen konnte für seine
Dissertation über die „Buchmalerei von Helmarshausen“, etwa im Jahre 1930, das
Buch dort einsehen. Als Anfang der 1930ger Jahre die Welfennachfahren nach
Deutschland auf Schloss Blankenburg am Harz zurückkamen, war auch des
Evangeliar in ihrem Gepäck. Auch die Evakuierung der Familie im April 1945 zur
Marienburg bei Hildesheim machte das Buch mit. Im Jahr 1947 soll es bereits
einen Versuch gegeben haben, das Kunstwerk zu versteigern, als Friederike von
Griechenland (aus dem Hause Hannover) anlässlich der Hochzeit von Königin
Elisabeth II. in Deutschland war. Vermutlich ist der Deal nicht zustande
gekommen, weil adäquate Angebote fehlten. Danach, bis zur Versteigerung 1983,
ist über den Besitzer und den Aufbewahrungsort nichts Offizielles bekannt.
Ausflug nach Helmarshausen
Ein Faksimile des
Evangeliars kann im Museum des
Heimatvereins Helmarshausen und in der Evangelischen Kirche besichtigt werden. Der
Verein betreut auch die Krukenburg, die zum ehemaligen Benedektiner-Kloster gehörte.
Lesen Sie auch Ein Ausflug zur Krukenburg.
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