Sonntag, 14. August 2016

Steinbruch Berkatal

Im Reich der grauen Wacker

Wie es aussieht, wenn sich der Meeresboden vor einem auftürmt, lässt sich hervorragend an der Werra-Grauwacke erkennen, die beispielsweise im Steinbruch Berkatal als Grundlage für Baustoffe gewonnen wird. Mit 405 bis 360 Millionen Jahren ist die Grauwacke ein uraltes Gestein und gehört eigentlich einige Kilometer unter die Erdoberfläche. Zur Zeit des Devon, als die ersten Landwirbeltiere (Amphibien) auftraten und die ersten geflügelten Insekten den Luftraum eroberten, wurde Mitteleuropa von einem mehrere hundert Kilometer breiten und einige tausend Kilometer langen Meerestrog durchzogen, der sich im Laufe der Jahrmillionen mit Ablagerungen (Sedimenten) füllte. Die verdichtete sich aufgrund von Druck und Temperaturerhöhung zum Sedimentgestein Grauwacke.

Eine Grauwacke kommt selten allein

Die Grauwacke, das Gestein zu dessen Gewinnung die Menschen Berge versetzen, ist ein mittel-bis feinkörniger harter Sandstein. Der aber ist nicht das einzige Sediment, dass sich im Laufe der Zeit auf dem Meeresboden abgelagert hat. Und so finden sich zwischen den Grauwackeschichten auch Tonschiefer und Kalkstein. Minerale wie Quarz und Feldspat, Chlorite und Glimmer führen zur faszinierenden Vielfalt an Farben und Struktur der Gesteinsbrocken, die sich dem Betrachter allerdings erst bei näherem Hinschauen erschließen.

Spaziergang unter dem Meeresboden

Während sich eine ordentliche erdaltertümliche Grauwacke rein chronologisch gesehen also unter den Gesteinen des Erdmittelalters wie dem Buntsandstein oder Kalksteinen oder denen der Erdneuzeit befinden sollte, türmt sie sich, durch tektonische Prozesse an die Erdoberfläche und in Schieflage gelangt im Berkatal zu Bergen auf. Begonnen hatten diese Prozesse zum Ende des Erdaltertums, als die „Urkontinente“ Gondwana und Laurussia miteinander kollidierten und ein ganzes Netz von Störungen in der mitteleuropäischen Erdkruste hervorriefen. Später, vor etwa 85 Millionen Jahren, führte die Norddrift der Afrikanischen Platte an den uralten Störungen zum Aufwerfen von sogenannten Bruchstollen und damit auch der Entstehung der hessischen Mittelgebirge bei dem unter anderem die berkataler Grauwacke des unteren Werraberglandes zu Tage trat. Und so kann der Besucher heute auf die Schichten eines Bodens emporblicken, dessen Meer vor hunderten von Millionen Jahren verschwand.

Impressionen





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