Im Reich der
grauen Wacker
Wie es aussieht,
wenn sich der Meeresboden vor einem auftürmt, lässt sich hervorragend an der
Werra-Grauwacke erkennen, die beispielsweise im Steinbruch Berkatal als
Grundlage für Baustoffe gewonnen wird. Mit 405 bis 360 Millionen Jahren ist die
Grauwacke ein uraltes Gestein und gehört eigentlich einige Kilometer unter die Erdoberfläche.
Zur Zeit des Devon, als die ersten Landwirbeltiere (Amphibien) auftraten und
die ersten geflügelten Insekten den Luftraum eroberten, wurde Mitteleuropa von
einem mehrere hundert Kilometer breiten und einige tausend Kilometer langen
Meerestrog durchzogen, der sich im Laufe der Jahrmillionen mit Ablagerungen (Sedimenten)
füllte. Die verdichtete sich aufgrund von Druck und Temperaturerhöhung zum
Sedimentgestein Grauwacke.
Eine Grauwacke kommt selten allein
Die
Grauwacke, das Gestein zu dessen Gewinnung die Menschen Berge versetzen, ist
ein mittel-bis feinkörniger harter Sandstein. Der aber ist nicht das einzige
Sediment, dass sich im Laufe der Zeit auf dem Meeresboden abgelagert hat. Und
so finden sich zwischen den Grauwackeschichten auch Tonschiefer und Kalkstein.
Minerale wie Quarz und Feldspat, Chlorite und Glimmer führen zur faszinierenden
Vielfalt an Farben und Struktur der Gesteinsbrocken, die sich dem Betrachter
allerdings erst bei näherem Hinschauen erschließen.
Spaziergang unter dem Meeresboden
Während sich
eine ordentliche erdaltertümliche Grauwacke rein chronologisch gesehen also
unter den Gesteinen des Erdmittelalters wie dem Buntsandstein oder Kalksteinen
oder denen der Erdneuzeit befinden sollte, türmt sie sich, durch tektonische
Prozesse an die Erdoberfläche und in Schieflage gelangt im Berkatal zu Bergen
auf. Begonnen hatten diese Prozesse zum Ende des Erdaltertums, als die „Urkontinente“
Gondwana und Laurussia miteinander kollidierten und ein ganzes Netz von
Störungen in der mitteleuropäischen Erdkruste hervorriefen. Später, vor etwa 85
Millionen Jahren, führte die Norddrift der Afrikanischen Platte an den uralten Störungen
zum Aufwerfen von sogenannten Bruchstollen und damit auch der Entstehung der hessischen
Mittelgebirge bei dem unter anderem die berkataler Grauwacke des unteren
Werraberglandes zu Tage trat. Und so kann der Besucher heute auf die Schichten
eines Bodens emporblicken, dessen Meer vor hunderten von Millionen Jahren
verschwand.
Impressionen
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